Disparatium

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von Amelie Zsidakovits

Ein Fens­ter atmet lei­se durch den Regen.

Moschus­ge­ruch schreibt Lie­bes­lie­der an Rumpelwichte.

Die Trep­pe ver­gisst, wohin sie führt und ver­steckt sich unter dem Boden.

Die Tin­te des Lebens gewinnt sekünd­lich an Dichte.

 

Wenn Kak­teen Son­nen­bril­len gegen Gefüh­le tragen

Und Nas­hör­ner Käsera­vio­li jagen -

Der Rasier­schaum nennt mich kon­se­quent „Frau Holle“

„Dada­is­mus!“ schreit die Steck­do­se und denkt über einen Kurz­schluss nach.

 

Die Zahn­pas­ta­tu­be spricht nur noch Französisch.

Mein Espres­so schreibt Gedich­te über Latte.

Bono­bos kan­di­die­ren für den Bun­des­tag: „Wer Sex hat, ist sinn­voll beschäftigt!“

Kühl­schrän­ke dich­ten über Ein­sam­keit und reagie­ren magne­tisch auf Orangensaft.

 

Die Vor­sit­zen­de des Tier­schutz­ver­bands spricht flie­ßend Hackfleisch,

wäh­rend Sel­le­rie sich ver­klei­det und als Schnit­zel ausgibt.

Da! Ein Trop­fen zählt die Welt bis drei.

New­ton fällt auf einen Apfel und denkt über Cid­re-Her­stel­lung nach.

 

Regen notiert sich Namen auf der Haut.

Gene­ra­tio­nen-Trau­ma­ta kom­men ohne Geschenk zur Weihnachtsfeier

Und der Trut­hahn spielt Dudelsack.

Nietz­sche will Pfar­rer wer­den, denn Gott ist tot…

Ame­lie Zsi­da­ko­vits, gebo­ren 1999 in Augs­burg, stu­dier­te Ger­ma­nis­tik und Phi­lo­so­phie in Würz­burg. Danach zog es sie wie­der in ihre schwä­bi­sche Hei­mat zurück, wo sie der­zeit ein Dop­pel­mas­ter­stu­di­um zur Wei­ter­bil­dung macht. Das krea­ti­ve Spiel mit Spra­che beglei­tet Ame­lie seit­dem sie einen Stift hal­ten und ihre ers­ten Wör­ter schrei­ben konn­te. Dabei legt sie viel Wert auf das Expe­ri­men­tie­ren mit Spra­che, Wor­ten und Ideen. So ent­ste­hen krea­ti­ve, lus­ti­ge, sinn­li­che und manch­mal auch bizar­re Wort­spie­le­rei­en vor allem in Form von Lyrik und kur­zer Prosa.

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Bebil­de­rung: Blaue Tafel XII. Anarchie ruft nach Ord­nung nach Anar­chie. Blau­druck und digi­ta­le Mon­ta­ge. schau­ins­blau, 2025.