Zusammenhalt bedeutet Konfliktfähigkeit und das konstruktive Ringen um die beste gemeinsame Zukunft. Er kann weder ‚von oben‘ verordnet, noch von Institutionen vorgeschrieben werden. Doch wer definiert also den Zusammenhalt und auf welcher Grundlage? Und muss die Vielfalt der Meinungen tatsächlich über alles gestellt werden? Müssen nicht auch „unverhandelbare Grenzen markiert werden, damit nicht diejenigen allein gelassen werden, die an die Demokratie glauben und die ihren Schutz brauchen?“ (Carolin Emcke) Gerade vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland stellt sich diese Frage einmal mehr.
Olga Grjasnowa ist 1984 in Baku, Aserbaidschan, geboren und im Kaukasus aufgewachsen. Heute lebt sie in Berlin. Sie ist Absolventin des deutschen Literaturinstituts Leipzig und hat bis heute vier Romane veröffentlicht. Für ihr Debüt Der Russe ist einer der Birken liebt wurde sie mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. Die Literaturverfilmung dieses Werks startet im November 2022. 2021 erschien ihr Sachbuch Die Macht der Mehrsprachigkeit. Sie behandelt darin den Wert der Mehrsprachigkeit unserer Gesellschaft und macht die Forderung einer größeren Wertschätzung für Multilingualität zum Thema. Über ihr essayistisches Werk und ihrem Blick auf dieses Thema hat schauinsblau mit ihr gesprochen.