Der Wanderer

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von Johannes Kormann

Irrend im dunk­len Eis 

Über­zieht Frost jeden Fin­ger des Wandernden

 

Geschützt ist sein Körper

Fell und Fließ haften

Wie Freund und Vater an ihm 

 

Ein knar­zen­des Blinken

Durch­schnit­ten ist das Schwei­gen des blen­den­den Eises

 

Der Noma­de stockt 

Eine Hand hin­ge­streckt blau-warm 

 

Gegrif­fen 

Die Käl­te verbrannt 

 

Ste­hend noch blind 

Hei­ßer Schock

 

Sie lächelt und zieht

Nach sei­ner Jacke

Die Hand

Ihn auf das Sofa

 

Zärt­lich der abge­strif­fe­ne Stoff

Ersetzt durch die Hit­ze des feu­er­lo­sen Raums

 

Kal­te Trä­nen des Glücks 

Lodernd ver­schmiegt

Zuhau­se.

Ein Kra­chen 

Ver­wir­rung

der Blick zuckt umher

 

Von drau­ßen

Ein Bre­chen

Das Por­tal war nie ver-

 

Schlos­sen, stets offen 

Für den, der vor ihm kam

Gepei­nig­ter Blick

Ver­zwei­fel­ter Wanderer

Im Sprung hinaus

 

Das Fens­ter zersplittert

Glä­ser­ne Mes­ser zie­hen Bah­nen durchs Fleisch

Sei­ne Seh­kraft erzittert

 

Fun­kelnd Dia­man­ten mit flüs­sig Rubin 

Täto­wiert in Spiralen 

Der Mann auf den Knien

 

Kris­tal­le aus Frost im Mosa­ik erblüh’n

Kei­ne Jacke zum Schutz 

Kein wär­men­der Ort

Fort der behü­ten­de Pelz

 

Ver­weht, ver­eist, verbrannt

Sei­nem Zuhau­se verbannt

 

Ohne Wort und ohne Los

Sein Leib ist bloß 

 

Irrend in der obsi­di­an geflock­ten Nacht

Ein Man­tel aus Schnee legt sich auf die Tattoos

Der blau­be­fleck­ten Haut

 

Die Hän­de sind taub 

Der Brust­korb ausgehöhlt

 

Nur sei­ne Bei­ne sind warm

Im qual­vol­len Stapfen

 

Geblen­det sind des Wan­de­rers Augen 

Dia­man­ten im Blick

Schwar­zer Schnee 

Ewig suchend

In sei­ner Unwissenheit

Johan­nes Kor­mann, gebo­ren 1997 in Lai­me­ring, ist schon sein Leben lang von Geschich­ten und ihrer Macht begeis­tert. Ab 2013 begann der Stu­dent der Ver­glei­chen­den Lite­ra­tur­wis­sen­schaft sei­ne Ideen in Skript­form fest­zu­hal­ten – eini­ge der dar­aus ent­stan­de­nen Wer­ke ver­öf­fent­licht er auf sei­ner Web­site und sei­nem Watt­pad-Account. Unter Ein­flüs­sen der Thea­ter­kul­tur sowie diver­sen japa­ni­schen und west­li­chen Seri­en ent­wi­ckel­te er sei­nen Hang zur Dark Fic­tion. Sein male­risch-düs­te­rer Schreib­stil, der in einer Fas­zi­na­ti­on des Tra­gi­schen und Phan­tas­ti­schen wur­zelt, kon­fron­tiert Leser*innen mit unver­mit­tel­ten Wen­dun­gen und tro­cke­nem Humor.
Musi­ka­lisch inter­es­siert ist er an Metal­co­re und Cham­ber Pop und zählt Derek Lan­dy, Wal­ter Moers und Kei­i­chi Sig­sa­wa zu sei­nen größ­ten lite­ra­ri­schen Einflüssen.